Nistplätze der Wildbienenarten der Schweiz (Stand 2025)
Nistplätze sind für das Überleben der Wildbienen elementar und bilden zusammen mit Pollenquellen und Material für den Nestbau die materielle Grundlage. Das Anlegen von geeigneten Strukturen ist genauso wichtig wie das Pflanzen von passenden Pollenquellen.
Besondere Substrate

Sand
160 Arten nisten im Sand oder im sandigen Boden, von diesen sind 32 auf diesen Nistplatz spezialisiert. 62 Arten können optional auch in Löss, Lehm oder Schluff nisten. 71 Arten benötigen zudem schütter bewachsene Bodenstellen. 12 Arten benötigen zusätzlich Abbruchkanten, je 2 Arten benötigen zusätzlich Böschungen oder feinen Sandboden.
Anlage/Förderung: in erster Priorität bestehende Sandböden an trockenen Stellen offen halten. Allenfalls an trockenen und besonnten Stellen sandige Substrate mit einem mehr oder weniger hohen Ton resp. Schluff-Anteil zuführen.

Löss
84 Arten nisten im Löss oder im lössigen Boden, darunter 5 Spezialisten. 39 Arten können auch in Sand oder Lehm nisten. 28 Arten benötigen zusätzlich schütter bewachsene Bodenstellen.
Anlage/Förderung: in erster Priorität bestehende Lössböden an trockenen Stellen offen halten. An trockenen und besonnten Stellen allenfalls lössige Substrate zuführen.

Lehm
24 Arten nisten im Lehm oder im lehmigen Boden, 19 von ihnen können auch im Sand oder Löss nisten. 4 Arten benötigen zusätzlich schütter bewachsene Bodenstellen.
Anlage/Förderung: bestehende Lehmböden an trockenen Stellen offen halten. An trockenen und besonnten Stellen allenfalls lehmige Substrate zuführen.

Torf
In Torf nistet nur eine einzige Art, diese jedoch ist auf dieses Substrat spezialisiert: Lasioglossum fratellum.
Anlage/Förderung: auf Torfböden an trockenen und besonnten Stellen vegetationslose Stellen schaffen – z.B. durch Entbuschen oder Abschürfung von Teilflächen.
Besondere Strukturen der Substrate

Böschungen
18 Arten nisten in Böschungen, die allermeisten von ihnen benötigen zusätzlich schütter bewachsene Bodenstellen.
Anlage/Förderung: Bestehende Böschungen durch Niederhaltung von Gehölzen, Mahd und Abschürfen von Teilflächen besonnt und vegetationsarm halten. Bei Geländeanpassungen Höhendifferenzen möglichst als Böschungen ausbilden und nicht oder nicht vollständig mit Sträuchern bepflanzen.

Steilwände, Abbruchkanten
42 Arten nisten in Steilwänden und Abbruchkanten, 20 von ihnen benötigen zusätzlich sandiges, lössiges, lehmiges oder schluffiges Substrat. Wiederum etwa 20 Arten aus dieser Gruppe nisten optional auch in Pflanzenstängeln, Markstängeln oder Böschungen.
Anlage/Förderung: Bestehende Steilwände und Weganrisstellen erhalten und offen halten. Neue Abbruchkanten auf Teilflächen an besonnten und trockenen Böschungen schaffen.

Felsspalten, Mauerritzen
31 Arten nisten in Felsspalten oder in unverfugten Trockenmauern, jedoch ist keine dieser Arten exklusiv auf diesen Nistplatz angewiesen. Alle Arten aus dieser Gruppe nisten optional auch in Abbruchkanten, Kleinsäugernestern, unter Steinen, in Pflanzenstängeln oder in Käferfrassgängen im Totholz.
Anlage/Förderung: Besonnte Felsformationen und Felsaufschlüsse in trockenen Lagen erhalten und offen halten. Unverfugte und besonnte Trockenmauern erhalten und fördern.

Felsen, Findlinge
11 Arten nisten in selbst angefertigten Freibauten an Felsen und Findlingen, 5 dieser Arten können auch an Gebäudefassaden nisten.
Anlage/Förderung: Besonnte Felsformationen und Felsaufschlüsse in sonnigen und trockenen Lagen erhalten und offen halten. Besonnte Findlinge erhalten und fördern. Die Oberflächen der Felsen oder Findlinge sollte Vertiefungen aufweisen, künstliche Nistplätze können durch die Schaffung von einer Nut in den Natursteinen geschaffen werden.

Am Boden liegende Steine
14 Arten nisten unter am Boden liegenden Steinen, 4 darunter sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Die übrigen 10 Arten nisten auch in Felsspalten.
Anlage/Förderung: flach am Boden liegende Steine in Magerwiesen, Ruderalflächen und Schutthalden erhalten und frei von beschattenden Gehölzen halten.

Schütter bewachsene Bodenstellen
248 Arten nisten in schütter bewachsenen Bodenstellen, 79 von ihnen benötigen zusätzlich sandiges, lössiges oder schluffiges Substrat.
Anlage/Förderung: An trockenen und besonnten Stellen offene, schütter bewachsene Bodenstellen durch häufige Mahd und-/oder das Abschürfen von Teilflächen fördern.
Besondere Strukturen in der Vegetation

Markstängel
30 Arten nisten in Markstängeln, 10 davon sind auf diesen Nistplatz spezialisiert – von diesen wiederum nisten 2 Arten nur in vertikal ausgerichteten Stängeln. Die verbleibenden Arten aus dieser Gruppe nisten optional auch in Totholz oder in Pflanzenstängeln.
Anlage/Förderung: Förderung von Buntbrachen, Brombeerfluren und Sukzessionsflächen. Förderung von markstängelhaltigen Pflanzen beispielsweise Brombeeren, Himbeeren, Königskerzen oder Rosen. Markstängel ab 1cm Dicke schneiden und als Schnittguthaufen an besonnten Stellen anlegen. Dicke Ranken in besonnten Brombeergebüschen schneiden, sodass die Stängel austrocknen.

Hohle Pflanzenstängel
62 Arten nisten in (hohlen) Pflanzenstängeln, 8 von ihnen sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Die übrigen Arten nisten optional auch in Totholz, Abbruchkanten oder Felsspalten.
Anlage/Förderung: Förderung von periodisch zurückgeschnittenen oder auf Stock gesetzten Hecken, Förderung von Buntbrachen, Brombeerfluren, Sukzessionsflächen und Schnittguthaufen an besonnten Stellen.

Schilfhalme
4 Arten nisten in trockenen Schilfhalmen, wobei alle optional auch in Schilfgallen (3 Arten) oder in hohlen Pflanzenstängeln (1 Art) nisten können.
Anlage/Förderung: Förderung von mehrjährigen Brachen bei besonnten Landschilfbeständen. Regelmässige Gehölzpflege in Moorgebieten und dadurch die Schaffung von während mehrerer Jahre ungestörten Sukzessionsflächen.

Grashorste, Moos
13 Arten – darunter 7 Hummelarten - nisten in oder unter Grashorsten oder in der Moosschicht dazwischen, 4 davon sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Die übrigen Arten nisten optional auch in verlassenen Kleinsäugernestern, Felsspalten oder schütter bewachsenen Bodenstellen.
Anlage/Förderung: Förderung von alternierend oder spät gemähten Wiesen, Säumen und Krautfluren. Förderung von Einzelbüschen in Magwerwiesen, Flachmooren und Ruderalflächen.

Baumhöhlen, Baumspalten
7 Arten – ausschliesslich Hummeln - nisten in Baumhöhlen und Baumspalten, 2 Arten sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Die übrigen 5 Arten nisten optional auch in Felsspalten oder Kleinsäugernestern.
Anlage/Förderung: Erhaltung und Förderung von alten, verletzten und toten Bäumen an besonnten Stellen – insbesondere solche mit Baumhöhlen oder Spalten (z.B. nach Blitzeinschlag).

Käferfrassgänge im Totholz
56 Arten nisten in Käferfrassgängen im Totholz, wobei nur 7 Arten auf diesen Nistplatz spezialisiert sind. Die meisten Arten dieser Gruppe nisten optional auch in Pflanzenstängeln, Markstängeln, Felsspalten oder Abbruchkanten.
Anlage/Förderung: Erhaltung und Förderung von Totholz (tote Bäume, Totholzhaufen, Holzstabel, Wurzelstöcke) an sonnigen Stellen.

Morsches Totholz
10 Arten nisten in morschem Totholz, 7 unter ihnen sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Die übrigen Arten dieser Gruppe nisten optional auch in Pflanzenstängeln oder Felsspalten.
Anlage/Förderung: Erhaltung und Förderung von Totholz (tote Bäume, Totholzhaufen, Holzstabel, Wurzelstöcke) an sonnigen Stellen.

Rindenstücke
2 Arten, beide aus der Gattung Osmia, nisten in oder hinter abblätternder Rinde toter Bäume. Während eine der beiden Arten auf diesen Nistplatz spezialisiert ist (Osmia nigriventris), nutzt die andere Art (Osmia uncinata) auch Käferfrassgänge im Totholz als Nistzplatz.
Anlage/Förderung: Totholz von Föhre und teilweise auch Lärche an besonnten Stellen erhalten und durch Ringeln kontinuierlich Neuschaffen.
Besondere Strukturen von anderen Tieren

Schneckenhäuser
9 Arten nisten in leeren Schneckenhäusern, 8 von ihnen sind auf diesen Nistplatz spezialisiert. Eine Art nutzt optional auch Pflanzenstängel und Lehmmauern als Nistplatz. Die genutzten Schneckenarten lassen sich in zwei Gruppen einteilen, klein-mittel wie z.B. Cepaea, Helicells, Xerolenta, Zebrinea und mittel-gross wie z.B. Arianata, Cepaea, Helix.
Anlage/Förderung: Förderung von offenen und wenig befahrenen Vegetationstypen wie Waldränder, Heckenkrautsäume und Sukzessionsflächen, z.B. an steilen Böschungen.

Schilfgallen
7 Arten nisten in verlassenen Schilfgallen, einer Schilfgallenfliegenart, wobei nur eine Art auf diesen Nistplatz spezialisiert ist: Hylaeus pectoralis. Die anderen 6 Arten nisten optional auch in trockenen Schilfhalmen oder im Totholz.
Anlage/Förderung: Förderung von mehrjährigen Brachen (mindestens 3 Jahre keine Mahd) in Landschilfbeständen von Hoch und Flachmooren. Regelmässige Gehölzpflege in Moorgebieten und dadurch die Schaffung von während mehrerer Jahre ungestörten Sukzessionsflächen.

Kleinsäugernester, Erdhöhlen und - spalten
46 Arten – darunter 34 Hummelarten – nisten in verlassenen Kleinsäugernestern, Erdhöhlen oder Erdspalten. 12 von diesen Arten nisten optional auch in Baumhöhlen, Baum-, Holz- oder Felsspalten, sowie unter Steinen oder Sträuchern.
Anlage/Förderung: Erhaltung von z.B. durch Füchse, Dachse oder Kleinsäuger entstandene Erdhöhlen und Erdspalten.